Salomè war eine sehr elegante bayerische Warmblutstute, die sich in allen Sparten der Reiterei als außerordentlich talentiert erwiesen hat. “Prinzessin“ nannten wir sie liebevoll. Wer ihr Herz erobern wollte durfte es nicht fordern. Sie schenkte es uns, wenn wir es uns verdient hatten…
Salome ist im Jahre 1995 ist bei uns geboren, ebenso ihre Mutter Serenade.
Der Vater, Leonardo, war ein gekörter Sohn des berühmten Hengstes Ladykiller xx
Jetzt ist Salome im Himmel…es kam nicht überraschend…aber unendlich schwer…sie gehen zu lassen…
„Unsere tiefe Liebe zu unseren Pferden wird uns dann bewusst, wenn wir mutig sind den letzten, den wichtigsten Schritte für sie und mit ihnen zu gehen.
Auch wenn es uns das Herz zerreißt und der Schmerz zum Himmel schreit. Gerade dann wissen unsere Pferde, wenn wir uns trotzdem für diesen wichtigen und schweren Schritt entscheiden, um unsere große Liebe zu ihnen.
Salome hatte ein ganz wunderbares Leben. Und die vergangenen Frühling- und Sommermonate, die sie mit ihrem geliebten Lerchenklang in ihrem „Schloss“ verbringen durfte waren ein Geschenk des Himmels.
Oder sollte ich sagen ein Geschenk der Liebe zwischen zwei Pferden, die seit über 20 Jahren Tag und Nacht miteinander verbracht haben?
Lerchenklang hat Salome im April (2020) mit seinem Lebenswillen, mit seiner Energie und seiner Liebe ihren Lebensmut zurück gegeben. Eine dramatische Situation war es.
… Salome litt seit über 10 Jahren unter Arthrose in den Sprunggelenken. Mit etlichen erfolgreichen Therapien, Mut, Durchhaltevermögen, Zuversicht, Geld (auch das aus der Pferde-Rentner-Kasse 🥰) vermochten wir es die degenerative Veränderung zu verlangsamen.
Seit letztem Jahr jedoch war der Prozess der Verknöcherung nicht mehr aufzuhalten…nun sah man auch von außen, dass die Gelenke zunehmend größer wurden. Es lief sich nicht mehr ein. Auch der Spezialbeschlag half ihr nicht mehr…dann legte sie sich im April in ihre Box. Ich sagte: es ist keine Kolik (Salome hatte in ihrem Leben mehr als 10 Koliken) Salome ist müde. Wir lassen sie sich ausruhen und holen sie rechtzeitig hoch, damit sie nicht zu lange liegt…
Ich habe viel in meinem Pferdeleben erlebt und schon als Kind mit ansehen müssen. Das Erlebnis mit Salome im April 2020 gehört zu den schlimmsten, die wir mit ansehen mussten.
Sie kam nicht mehr hoch. Lag in der Box. Wir versuchten es, sie mit Longen und starken Männerarmen ihr das Aufstehen zu ermöglichen. Sie half mit. Doch sie stürzte wieder und wieder. Bis sie aufgab.
Der Tierarzt kam. Wir überlegten sie zu sedieren und sie mit dem Traktor aus der Box zu ziehen, um sie auf der Stallgassen hoch heben zu können. Doch Armin meinte sie brauche ihre ganze Kraft, um nachher stehen zu können. Ihr Herz würde es nicht aushalten, nachdem er sie untersucht hatte. Mit vereinten Kräften, Mut und Mutlosigkeit im grausamen Wechsel schafften wir es nach gut 2 Stunden sie von der Box auf die Stallgasse gebracht zu haben. Die Stallgasse hatten wir vorbereitet mit Heu und Stroh und einer Matratze damit sie weich landet, wenn sie stürzt, damit wir sie auf dem Heu nach draußen ziehen könnten. Damit wir sie mit Hilfe unserer kleinen Traktors hoch heben könnten.
Nach über 3 Stunden hatten wir es geschafft. Sie lag draußen. Vor dem Stall. Unser Tierarzt fragt: wollen wir sie „gehen“ lassen? Salome hatte aufgegeben. Sie war schon ein Stück im Himmel. Wir spürten es alle. Wir nickten. Traurig. Entsetzt. Bestürzt. Einsichtig.
Maja sagte unter Tränen: ich hole Lerchenklang. Ja, sagte ich leise.
Sie führte Lerchenklang hinten aus der Reithalle hinaus. Dort sah er seine Salome da liegen. Tot? Nein. Für uns war sie bereits tot. Doch Lerchenklang erschrak. Sah sie. Wieherte. Leise, doch voller Energie und Lebensmut. Und dann geschah das unfassbare Wunder. Salome sprang auf! Wir stützten sie! Wir klopften sie, wir rieben ihr Fell! Wir heulten! Wir ermutigten sie sich zu bewegen! Wir gingen ein paar Runden spazieren! spritzten ihre steifen Beine ab….
Dann bauten wir den beiden ein Schloss. Innerhalb von 3 Tagen kam das Stallzelt. Innerhalb von 3 Stunden stand es. Dann zogen sie von der Behelfsunterkunft „Reithalle“ in ihr Schloss mit Schlossgarten. Sie genossen die Monate bis zum September in vollen Zügen. Salome lag noch mehrmals. Zweimal sehr schlimm, doch ihr Lebensgeist und unser kleiner Traktor und vor allem ihr Lerchenklang halfen ihr immer wieder auf die Beine.
Vor einigen Tagen lag sie wieder. In der Nacht. Ein Gefäss war vermutlich abgeklemmt. Ihr Bein war von oben bis unten dick. Der Lymphfluss gestört. Sie lahmt noch schlimmer wie bisher. Ein Tag vorher lief sie fast beschwerdefrei, so sah es aus. Wir schöpften Hoffnung. Doch nach jener Nacht, in der sie wieder lag und wir wissen nicht wo und wie sie aufkam. ..Sie war verletzt an ihren Sprunggelenken. Die Beine dick bis extrem dick. Schmerzmittel halfen etwas…
Dann trafen wir aus Liebe die Entscheidung nun den letzten Weg mit ihr zu gehen. Lerchenklang war dabei. Er hat es akzeptiert. Ruft sie hin und wieder, das zerreißt unser Herz. Doch wir sind da. Seine Pferdefreunde sind da. Und Salome im Himmel bei allen, die vor ihr gegangen sind. Und Freya, die endlich nach Lust und Laune ihre Herde über die Wiese schicken kann, ohne dass sie von uns zurück gepfiffen wird. Das ist doch ein schöner Gedanke. Im Himmel gibt es keine Schmerzen. Dort sind viele Freunde und begrüßen die, die später kommen. Das tröstet mich und das sollte alle trösten, die ein geliebtes Tier gehen lassen müssen.
Vielen Dank an unsere Tierärzte, Dr. Armin Kirchdorfer und an Dr. Peter Csaszar. Beide sind in diesen schweren Momenten äußerst einfühlsam und unsere Tiere schlafen friedlich ein mit dem Wissen geliebt zu werden und in Würde gehen zu dürfen.
Vielen Dank, Armin, dass du mir gesagt hast du wünschtest es gäbe mehr mutige Pferdebesitzer wie uns. Mutig den letzten Schritt rechtzeitig zu gehen. Nicht weg zu schauen. Pferde leiden stumm. Man kann weg schauen, weil man sie nicht weinen hört. Leider gäbe es zu viele Besitzer, die sich nicht trauen eine schwere Entscheidung über Leben und Tod zu treffen. Auch wir waren wankelmütig bis zur letzten Sekunde, ob wir „es“ tun sollen, ob es nicht doch noch ein bisschen geht…
Wir leben Pferde. Vom ersten bis zum letzten Tag.“ Liebe Grüße eure Regina